Die Internationale Teil 1 wurde am 13/05/2012 gesendet.
Frauen in der Ersten Internationale
Antje Schrupp:
Das Verhältnis von Frauen und Männern war ein wichtiger Diskussionspunkt in der Ersten Internationale, und er war verflochten mit den anderen Themen, die damals debattiert wurden. Wenn man sich mit der Geschichte der Arbeiterbewegung beschäftigt, ist es also nicht möglich, einfach – aus politischer Korrektheit – ein Kapitel „Frauen” anzuhängen, und im übrigen alles beim Alten zu belassen. Meine persönliche Faustregel heißt: Ein schlechtes Buch erkennt man daran, daß es ein Frauenkapitel hat. (Leider stimmt der Umkehrschluß nicht, daß man ein gutes Buch daran erkennt, daß ein solches Kapitel fehlt).
Wenn Frauen politisch denken, dann geht es nicht um Feminismus oder Emanzipation und auch nicht um ihr Verhältnis zu den Männern, sondern es geht um die Welt, um ihre Beschaffenheit und wie man sie gestalten soll. Das heißt, wenn wir die Positionen von Virginie Barbet, André Léo, Elisabeth Dmitrieff und Victoria Woodhull studieren, dann studieren wir kein Frauenzeugs, sondern schlicht und einfach den Sozialismus im 19. Jahrhundert. Und erstaunlicherweise wurden in der Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung damals Fragen diskutiert, die auch heute noch überaus aktuell sind. Jedenfalls viel aktueller als die Frage, ob nun Marx recht hatte, oder Bakunin.
Antje Schrupp: Nicht Marxistin und auch nicht Anarchistin. Frauen in der Ersten Internationale, Königstein/Ts. (Ulrike Helmer Verlag) 1999
Das Buch ist vergriffen, aber sowohl in der Anarchistischen Bibliothek als auch in der Bibliothek von unten vorhanden: http://a-bibliothek.org/ http://www.bibliothek-vonunten.org/
“The personal is political”: Politische Gedichte und Lyrik in Englisch von Frank Richardson.
Bericht über den 1. Mai in Porto, die Unterschiede zwischen mayday-Paraden und die europäischen Aktionstage vom 16.-19. Mai in Frankfurt
Gründung und Entwicklung bis 1870/71
Mit einem Beitrag von Philippe Kellermann (Ausschnitte einer Veranstaltung in der Anarchistischen Bibliothek Wien am 29.10.2011 zum Thema „Begegnungen feindlicher Brüder. Zum Verhältnis von Anarchismus und Marxismus in der Geschichte der sozialistischen Bewegung“)
Der Begriff Internationale leitet sich von der Kurzbezeichnung der 1864 gegründeten Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) ab, die auch als Erste Internationale bezeichnet wird. Im Gegensatz zu späteren Internationalen bestanden die Mitglieder der Ersten noch aus einer Vielzahl politisch divergierender Gruppen. Während die von Marx beeinflußte sozialdemokratische Strömung zentralistische Organisationsformen, die Gründung nationaler Arbeiterparteien und die Eroberung der politischen Macht propagierte, waren die von Bakunin unterstützten Basisbewegungen föderalistisch und pluralistisch orientiert. Die Wege gingen daraufhin auseinander: Die Parteipolitik trennte sich von emanzipatorischen Basisbewegungen. In der Ersten Internationale (1864-1877) wurde dieser Konflikt erstmals ausgetragen.
„Die Erste Internationale ist eine der denkwürdigsten Episoden in der Geschichte des Sozialismus. (…) Millionen Arbeitern erschien sie als eine legendäre Gestalt, in die sie überschwengliche Hoffnungen setzten. (…) Die Kabinette Europas beschäftigten sich mit Plänen ihrer Ausrottung. In Frankreich und Spanien wurde sie durch Sondergesetze verfolgt, in der österreichisch-ungarischen Monarchie und im Deutschen Kaiserreich als staatsgefährlich verfemt, vom Papst als ‚Feind Gottes und der Menschheit’ verdammt. Mit der Ersten Internationale, viel bewundert und geschmäht, betrat der Sozialismus als eine Weltbewegung die Bühne der Geschichte.“ (J. Braunthal 1978, S. 101).
Durch die ‚Erfolge’ der parteipolitisch organisierten Sozialdemokratie und seit 1917 dazukommend, der kommunistisch sich definierenden staatssozialistischen Projekte, wurde die Rolle und Bedeutung des Anarchismus als Teil der sozialistischen Bewegung und Konkurrenzprojekt zu diesen (weitestgehend) hegemonialen Strömungen unterbelichtet oder verschwiegen.
Zum Weiterlesen:
- Max Nettlau: Geschichte der Anarchie. Band 2. Bibliothek Thélème 1993. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1927
- Eckhardt, Wolfgang (Hg. und Einleitung): Michael Bakunin. Konflikt mit Marx. Teil 1: Texte und Briefe bis 1870. Ausgewählte Schriften Band 5, Karin Kramer Verlag, Berlin 200
- Eckhardt, Wolfgang (Hg. und Einleitung): Michael Bakunin. Konflikt mit Marx. Teil 2: Texte und Briefe ab 1871. Ausgewählte Schriften Band 6, Karin Kramer Verlag, Berlin 2011
- Julius Braunthal: Geschichte der Internationale. Band 1. Berlin und Bonn 1978. (3. Aufl.)
- P. Ramus: Nach vierzig Jahren – Ein historisches Gedenkblatt zur vierzigjährigen Gründung der Internationalen Arbeiter Association (London 1905), in: anarchistische texte 17: Die erste Internationale 1864, Berlin (West) 1979
- A. Souchy: 120 Jahre IAA, in: Schwarzer Faden 13 (1/1984), S. 50
Aufgrund technischer Probleme konnte die Sendung nur 30 Minuten verspätet starten. Das Thema „Frauen in der extremen Rechten und der Neonaziszene” wird versucht, ein anderes Mal nachzuholen!
In diesem Sinne diesmal „nur” Termine…
Am 19. April 2012 wurde erneut das Audimax besetzt. Im Zentrum der momentanen Kämpfe stehen die Wiedereinführung der Studiengebühren sowie die Abschaffung des Internationale Entwicklung Studiums. Die Sendung umfasst eine Analyse der bisherigen Ereignisse ebenso wie den Versuch die aktuelle Protestbewegung in die lange Geschichte der Unibesetzungen und Studidemos einzuordnen und – im Zuge der Berücksichtigung der aktuellen Dynamiken – mögliche Szenarien und Ausblicke anzusprechen. Vor allem soll dabei die Frage aufgeworfen und thematisiert werden, warum gerade auch die Ereignisse an den Unis für die anarchistische Perspektive interessant sind.
Wie lässt es sich erklären, dass einigen Tieren als Individuen einerseits Sympathien entgegengebracht wird, Menschen sie als Ausdruck ihrer “Tierliebe” um sich haben und mit ihnen zusammenleben wollen – während gleichzeitig andere Tiere erbarmungslos millionenfach der Verwertung in Schlachthäusern unterworfen werden? Die Psychologin und Aktivistin Melanie Joy benennt diese widersprüchliche Ideologie als “Carnism” und erzählt im Interview, durch welche Strategien des Ignorierens und Rechtfertigens gelernt wird, die alltägliche gesellschaftliche Gewalt des Fleischessens als normal, natürlich und notwendig zu betrachten.
Verwandtes Sendungsthema: Auch Renate Brucker bezieht sich in ihrer Analyse des “carnivoren Bias” in den Sozialwissenschaften auf das Konzept Carnism.
Eine Sendung über Jack White, die Irish Citizen Army und den Osteraufstand in Dublin 1916.
In den letzten Tagen und Wochen wurden Diskussionen und Informationen laut, laut derer die Schließung des Kindergarten für Kinder von Student_innen an der Uni Wien in den Raum gestellt wurde.
Konkret handelt es sich hierbei um einen Konflikt zwischen der Hochschüler_innenschaft an der Universität Wien und dem Verein “StudentInnenkinder”.
Wir haben versucht, etwas Licht in die Angelegenheit zu bringen und dabei hoffentlich nichts selber verdreht.
Außerdem an dieser Stelle ein Hinweis auf die Solidaritätskampagne mit den 3 in Moskau verhafteten Feministinnen*, die nach Putin-kritischen Aktionen unter anderem des Hooliganismus beschuldigt werden. Weitere Infos zu den aktuellen Entwicklungen gibt’s in mehreren Sprachen auch online auf http://freepussyriot.org/. Unter dem Menüpunkt “How to help?” gibt’s auch ein Spendenkonto und andere hilfreiche Tipps, wie mensch sich solidarisch zeigen kann!
Prypjat. Das Lied der Liquidatoren.
Ein dokumentarisches Hörstück von Valentin Jahn.
Valentin Jahn:
Ich habe Tschernobyl nur als Symbol verstanden. Allgemein geht das Hörstück um etwas anderes, nämlich um den Machbarkeitswahn menschlichen Pioniergeistes, um die Selbstbestimmung des Fortschritts und die Heuchelei geldgeiler Technokraten.
Natürlich hat das Hörspiel gerade mit der heutigen Situation in Japan eine gewisse Aktualität, doch diese Aktualität ist im Angesicht der immerwährenden Fortschrittseuphorie totalitärer (also aller) Staaten immer gegeben.
Ein Schwerpunkt zum Thema “politische Gefangene” mit einem Blick auf die historische Entwicklung von Bestrafung und Gefangenschaft. Den Hauptschwerpunkt bildet das Thema Frauengefängnisse.
Die Sendung muss diesmal ganz ohne Moderation auskommen. Anlässlich des 8. März haben wir euch eine Sendung mit drei Radiobeiträgen aus den letzten 4 Jahren zusammengestellt:
Die Musik stammt hauptsächlich von der russischen Band Pussy Riot, die ganz aktuell stark repressionsbetroffen sind. Im Moment sind 2 Frauen* in Haft, beide sind im Hungerstreik. (Update Ende März 2012: inzwischen sind 3 Frauen* in Haft, der Hungerstreik ist beendet) …weiterlesen
Thema: Grenzverletzungen – Reflexion zwischen Täter*arbeit und Unterstützung von Betroffenen
Eine Sendung von den reSistas.